So ein Urlaub in der Provence lässt Zeit, um in Ruhe auch über nebensächliche Beobachtungen nachzudenken. So ging es mir gerade in den schmalen Gassen der Altstadt von Apt. Diese Gassen sind an vielen Stellen kaum zwei Meter breit und doch preschen von Zeit zu Zeit Autos hindurch. Für Fußgänger bedeutet das, ständig auf der Hut zu sein, sich beim Herannahen eines Autos in Hauseingänge zu flüchten oder sich, wo noch genügend Platz bleibt, an Häuserwände zu pressen.

An den etwas breiteren Stellen dieser Gassen gibt es in unregelmäßigem Abstand immer wieder kurze, gut einen Meter lange Geländer. Diese stehen parallel zur Hauswand und sind von dieser etwa einen halben Meter entfernt. Nun gibt es auch bei uns zuhause an viel befahrenen Straßen Geländer. Diese sollen die Fußgänger üblicherweise daran hindern, auf die Fahrbahn zu treten. Das kann aber kaum der Grund für die Geländer in Apt sein, denn Platz, um Fahrzeugen in die Quere zu kommen, blieb abseits dieser Geländer mehr als genug. Diese sollen wohl viel mehr Fluchträume für Fußgänger schaffen, in die diese sich bei herannahenden Autos retten können.

Die Situation erinnerte mich stark an die im Süden Frankreichs noch lebendige Tradition der Stierkämpfe. Auch bei der Corrida stehen den Banderillas hölzerne Barrieren zur Verfügung, hinter die sie sich vor dem herannahenden Stier mit einem oft an ein Wunder grenzenden Sprung retten können. Genau diese Funktion scheinen auch die Geländer in den schmalen Gassen zu haben. Mögen die Stierkämpfe auch mehr und mehr aussterben, dieses archaische Verhaltensmuster hat sich offensichtlich in die moderne Zeit hinübergerettet.